Luftsprünge und Dressurfiguren

Aktive der Egon von Neindorff-Stiftung zeigen Kostproben klassischer Reitkunst

Klassische Musik erfüllt die denkmalgeschützte Reit­halle auf dem Gelände der Egon von Neindorff-Stiftung in der Nancystraße. Unter den interessierten Blicken der Zu­schauer, die in Wintermäntel gehüllt auf einer kleinen Em­pore an einer Seite der Halle sitzen, führt eine Frau einen Schimmelhengst am langen Zügel durch die Bahnen. Le­diglich gelenkt von Gerte, Zü­gel und Stimme, trabt das weiße Pferd in gemäßigtem Tempo entspannt durch die Halle, während die Reiterin mit lan­gen Schritten hinter ihm her­geht. „Die Arbeit am langen Zügel war ein besonderes Ste­ckenpferd Egon von Nein­dorffs und wird am Reitinsti­tut nach wie vor gepflegt“, er­klärt Pferdewirtschaftsmeis­ter und Ausbilder Armin Diet­rich. „Es ist eine Variante der klassischen Ausbildung, die in der Longenarbeit und der Ar­beit mit der doppelten Longe begründet ist.“ Anders als beim Reiten habe der Ausbil­der deutlich weniger Hilfen zur Verfügung, um auf das Pferd einzuwirken. „Schenkel- und Kreuzhilfen fallen bei dieser Arbeit weg – alles läuft über Zügel, Gerte oder die Stimme des Bereiters“, führt Dietrich aus. Dies bilde eine besondere Heraus­forderung.

Luftsprünge und Dressurfiguren

Impressionen klassischer Reitkunst sahen die Besucher des Reitinstituts Egon
von Neindorff-Stiftung. Vollendet versammelt wurden die Pferde vorgestellt.

Damit die Arbeit am langen Zügel ge­linge, sei ein großes Vertrauen zwischen Pferd und Reiter nötig, erklärt Dietrich. „Zudem muss das Pferd gelernt haben, sich in verkürztem Tempo zu bewegen, damit der Bereiter nicht hinter ihm her­rennen muss“, sagt er.

Ein ganzes Spektrum von Impressio­nen klassischer Reitkunst wurde den Besuchern der gleichnamigen Veran­staltung am Wochenende im Reitinstitut Egon von Neindorff-Stiftung präsen­tiert. Wie in jedem Jahr boten die Insti­tutsmitglieder interessierten Pferde­freunden einen Einblick in ihre tägliche Arbeit mit den Pferden. Zu sehen beka­men die Zuschauer neben einem „Pas de Trois“ mit drei synchron agierenden Reitern unter anderem verschiedene Dressurlektionen mit spanischen Rasse­pferden sowie eine einhändig gerittene Kür des Geschäftsführers und fachli­chen Leiters des Reitinstituts, Axel Schmidt.

Einen Höhepunkt der Vorführungen bildeten die „Schulen über der Erde“. Dabei richtet sich das Pferd zum Bei­spiel auf der Hinterhand auf oder prä­sentiert Luftsprünge. Darüber hinaus lernten die Zuschauer verschiedene Pferderassen vom Haflinger über den Lipizzaner bis zum Kladruber kennen. Den Abschluss bildete ganz in der Tra­dition von Neindorffs eine Quadrille, eine spezielle Art des Formationsreitens, mit vier Schimmeln.

Das Reitinstitut Egon von Neindorff – Stiftung in der Nancystraße 1 wurde vor mehr als 60 Jahren gegründet und hat sich wie die berühmte Hofreitschule in Wien der klassischen Ausbildung von Reitern und Pferden verschrieben.

– wg, BNN vom 14.10.2013